waizii | Der innere Schweinehund

05 Mai 2023

Der innere Schweinehund

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Lars

5 Minuten

Der innere Schweinehund - ein missverstandenes Wesen

Oft wird der innere Schweinehund als kleiner Teufel auf unserer Schulter dargestellt, der uns sagt, dass wir unsere Pläne lieber verwerfen und in unserer sicheren, gemütlichen Komfortzone bleiben sollen. Wenn die Motivation und Energie fehlt, um an unseren Zielen zu arbeiten, machen wir den inneren Schweinehund zum Sündenbock.

Doch das eigentliche Problem ist nicht der Schweinehund an sich, sondern dass wir seine Botschaften falsch interpretieren. Um unsere Kommunikation mit ihm zu verbessern, müssen wir lernen, ihn besser zu verstehen.

Der innere Schweinehund, im Folgenden als Rüdiger bezeichnet (du kannst deinem Schweinehund auch gerne einen eigenen Namen geben!), ist eigentlich ein Teil unseres Gehirns, genauer gesagt ein Teil des limbischen Systems. Dieses System ist für unsere Emotionen, Triebe und intellektuellen Leistungen verantwortlich. Wir sind aufgrund der menschlichen Evolution dafür gemacht, einen Grossteil unserer Zeit im "Ruhemodus" zu verbringen. Dadurch sind wir in der Lage, wenn es darauf ankommt, ein Mammut erlegen oder vor einem Säbelzahntiger fliehen zu können, ohne vorher unnötig viel Energie zu verbrauchen. Chillen macht uns also menschlich.



rudiger the inner piggy


Rüdiger's Aufgabe ist es, dich zu beschützen

Offensichtlich haben wir keine Mammut- und Säbelzahntiger-Situationen mehr, trotzdem sind wir täglich anderen "Fight or Flight" -Szenarien ausgesetzt, z.B. in stressigen Situationen bei der Arbeit. Rüdiger will grundsätzlich nur sicherstellen, dass das Gleichgewicht zwischen Stress- und Erholungs-Situationen aufrechterhalten bleibt. Denn wie wollen wir etwas vollbringen, wenn gar nicht genügend Energie vorhanden ist, um es zu schaffen?

Nun, da wir wissen, dass Rüdiger seine Priorität auf das Gleichgewicht von Erholung und Stress legt, können wir uns überlegen, wie wir unsere Prioritäten im Alltag setzen. Oft planen wir Arbeit, Training und andere Aufgaben, doch wo bleibt die Erholung? Bekommt auch diese neben allen anderen Prioritäten genügend Raum?

Wenn du jemand bist, dem Rüdiger immer wieder in die Quere kommt, würde ich behaupten, Erholung hat keine Priorität in deinem Alltag. Jedenfalls deutlich zu wenig, um Rüdiger zufriedenzustellen!

Die Frage ist also nicht, wie du Rüdiger überwinden kannst, sondern wie du mit ihm zusammenarbeiten kannst. Im letzten Blog hast du bereits gelernt, wie wichtig Erholung für den Trainingsfortschritt ist. Wenn die Erholung bei dir immer zu kurz kommt, ist nicht Rüdiger schuld an deinem fehlenden Fortschritt, sondern deine mangelnde Kooperation mit ihm. Rüdiger ist wie eine Tankanzeige im Auto. Nur weil du einen Aufkleber über die Anzeige klebst, wird der Tank nicht wieder voll, so dass du weiterfahren könntest. Du musst tanken gehen. Jetzt!


Prioritäten neu setzen

Um eine bessere Zusammenarbeit zu gewährleisten, empfehle ich dir, die Erholung vor dem Training zu priorisieren. Das soll nicht heissen, dass du das Training vernachlässigen solltest (Wie wir gelernt haben, braucht es ja beides, um Fortschritt zu erzielen!). Aber wenn du Rüdiger die Sicherheit geben kannst, dass die Erholung nicht zu kurz kommt, dann wird er sich auch nicht jedes Mal lauthals wehren, wenn du ein Training geplant hast.

Du kannst das z.B. so machen: Nimm dir jeden Abend 1h Chill-Time (zum Lesen, Fernsehen, Meditieren, Spazieren, Gamen usw.). Diese Zeit gehört nur dir und dient dazu deine Batterien wieder zu laden. Ausserdem ist das in dem Moment deine Priorität Nummer 1. So garantierst du präventiv Rüdiger zu unterstützen. Wenn er dann kommt und sagt: "Jetzt ist Zeit für's Gym!", bist du bereit und kannst dich auf ihn einlassen ohne, dass deine Chill-Time zu kurz kommt.


Es wird Tage geben, an welchen du nicht trainieren kannst, wie geplant. Und das ist okay! Je mehr du lernst, mit Rüdiger zusammen zu arbeiten, umso mehr wirst du das richtige Gleichgewicht zwischen Belastung und Erholung finden und umso erfolgreicher wirst du im Alltag und auch in deinem Training sein.


Take-Home Message

  • Rüdiger ist dein Freund und will nur dein Bestes. - Höre auf ihn und versuch zu verstehen, warum er gerade jetzt rum mault.

  • Um deine Zusammenarbeit mit Rüdiger zu verbessern, sollte die Erholung erste Priorität haben. - Plane als Erstes deine Erholung.

  • Rüdiger stellt das Gleichgewicht zwischen Erholung und Belastung sicher. - Hilf ihm dabei, in dem du öfters "Nein" zu Dingen sagst, die deine Erholung gefährden.